Samstag, 10. März 2012

The collected works of Lord Charles
(Die gesammelten Werke des Lord Charles)

Auf die mystischen, mit abendländischen, aber auch orientalischen Bildungsgütern reich überladenen Werke des Lord Charles haben Anglophile seit langem gewartet. Kennern ist natürlich bekannt, dass diese klassischen Reime ihr volles Geheimnis erst preisgeben, wenn man sie mit bestem Oxford-Akzent und lauter Stimme vorträgt.

Tiefe Rührung überfällt uns, wenn uns die unsterblichen Verse von "He shun do, miller's coo", "Allah fur girl sinned shown tar" oder "Back, a back, a cook hen" an goldene Kinderzeiten erinnern, als wir noch auf diesem oder jenem mütterlichen Schoß saßen.
"Ein wahrer Glücksfall ist es, dass dieses geniale Oeuvre nicht irgendeinem Banausen in die Hände gefallen, sondern von John Hulme, dem ebenso loyalen wie äußerst gelehrten Butler des verewigten Lords jetzt sachkundig editiert und mit unzähligen Anmerkungen versehen worden ist. Erst so entfalten diese sensiblen, unbändigen Verse ihre unvergleichliche Wirkung!"

So schreibt die einflussreiche "Kin da rye mmhhTimes": "Hoffen wir, dass sich unter den Schülern und Freunden des begnadeten Lords jemand findet, der sein Lebenswerk fortsetzt."

Der Herausgeber

John Hulme hält sich mit gebührender Bescheidenheit vorwiegend im Hintergrund auf, möglicherweise in der Nähe von Windsor. Über seine Herkunft und seinen Bildungsgang ist wenig bekannt, es ist jedoch zu vermuten, dass er sich zumindest zeitweise im Umkreis englischer Universitäten bewegt hat. Weitere Werke: "Mots d'heures gousses, rames. The d'Antin Manuscript (1967)", "Mörder Guess Reims (1981)" nach dem Originalmanuskript von Professor Leberwurst.

Vorwort des Herausgebers John Hulme
Die nachfolgenden tiefsinnigen Gedichte stammen aus dem Nachlass eines exentrischen englischen Lords, bei dem ich 57 Jahre als Butler gedient habe. dieser bemerkenswerte Mensch lebte ganz alleine, mit einer riesiegen Hühnerschar und mir, in einem verfallenen Schloss nicht weit von Windsor, wo seine Urahnen schon seit 1291 ohne fließendes Wasser existiert hatten.
Obwohl er das Schloss seit dem Ersten Weltkrieg nicht mehr verlassen hatte - angeblich aus Angst vor Zeppelinangriffen - führte Lord Charles ein sehr aktives Privatleben. Jeden Morgen um 10 Uhr servierte ich ihm ein traditionelles englisches Frühstück in seinem uralten Himmelbett, wo schon Elizabeth I. mehrmals unter Albträumen gelitten haben soll. Gewöhnlich gab es 6 Eier, ein Pfund Schinken, einige Lammkoteletts oder manchmal ein Rumpsteak, drei Paar Bratwürste und selbstverständlich Toast mit Orangenmarmelade. Dazu trank er eine Tasse Tee und eine halbe Flasche Whisky.
Nach dem Frühstück ging er in die Bibliothek und spielte eine Stunde lang auf dem Dudelsack, während ich die Aufgabe hatte, ihm die Börsenberichte aus der Times vorzulesen. Sein Mittagessen bestand hauptsächlich aus Whisky mit Roastbeef, wonach er sich meistens hinzulegen pflegte, manchmal auf den Teppich und manchmal auf den Tisch. Während dieser Ruhepausen konnte ich verschiedenen Haushaltspflichten nachkommen. So oblag es mir unter anderem, den Dudelsack zu entwässern, die Schornsteine zu fegen und den Hühnerstall auszumisten.
Vor dem Abendessen spielte Lord Charles gerne Golf. Da er schon seit 1926  den Speisesall dafür benützte, hatten die Porträts seiner Urahnen erheblich darunter gelitten. Diese sportliche Beschäftigung schien seinen Appetit neu anzuregen, denn er vertilgte jeden Abend entweder einen Truthahn oder eine Gans mit passenden Beilagen, und als Nachtisch aß er zum Whisky einen Christmas Pudding.
Nach dem Essen ließ er die Hühner hereintreiben, und wir sorgten zusammen für Nachwuchs in seinem Flohzirkus, der zuletzt über 171 Mitwirkende umfasste. Danach trug ich ihn ins Bett.
Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, wann er Zeit fand, die Gedichte dieser Sammlung zu schreiben. Sein leicht alkoholischer Stil ist jedoch ganz deutlich zu erkennen, nicht nur in den kühnen Gedankensprüngen, sondern auch in den ausgefallenen Anspielungen auf östliche Religionen, historische Randfiguren und die Eigenarten der Hühnerexistenz. Es ist mir ein besonderes Vergnügen, seinen poetischen Nachlass herauszugeben, den er mir zusammen mit dem Dudelsack und dem Golfschläger unter der einzigen Bedingung vererbt hat, dass ich die Hühnen und deren Flöhe weiterhin versorge.
Hoffentlich findet der geneigte Leser meine Anmerkungen von Nutzen.
John Hulme
bei Windsor, 1981

Nach dem Ableben von Lord Charles lebte John Hulme noch einige Jahre in den Midlands. Er war unter anderem Butler bei Robbie Williams in Stoke-on-Trent und einem namentlich nicht bekannten gleichgeschlechtlichen Paar in Kidsgrove.

John Hulme verstarb am 31. Februar 2001. Seine letzten Worte waren: "Solange ich lebe, kommt kein Euro auf britschen Boden."


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